Gemeinde Rheden
Geschichte der Gemeinde:
Für die erstmalige Erwähnung des Dorfes Rheden liegen gesicherte Daten aus den Jahren 1022 und 1068 vor. Eine in Rheden wohnhafte promovierte Historikerin ist jedoch von einem weit höheren Alter von mehr als elf Jahrhunderten überzeugt. Sichtbares Zeichen hierfür sei die sächsische Wallanlage, auf der die romanische Kirche Rheden errichtet wurde. Auch der Rang der Rhedener Kirche als Archidiakonatssitz verweise auf eine frühe Gründung (9. Jahrhundert). In den frühen Corveyer Schenkungslisten werde "HRETHA" genannt, ohne dass ein genaues Datum angegeben werde. Die Besitzübertragung an das Kloster Corvey habe jedenfalls zwischen 822 und 876 stattgefunden. Die neuere Forschung, halte es für sehr wahrscheinlich, dass "HRETHA" unser Rheden ist, obwohl leider ein endgültiger Beweis noch nicht erbracht werden könne. Wenn man auf das späteste mögliche Jahr für die Nennung von "HRETHA" hinweist (876), ergab sich für das Jahr 2001 sage und schreibe 1125 Jahre. Weil für die Identität von "HRETHA" mit Rheden der endgültige Beweis aber noch fehlt, hat die Gemeinde Rheden im Jahre 2001 keine 1125-Jahr-Feier durchgeführt, sondern dem Vorschlag der Historikerin folgend einen Tag der Rhedener Geschichte "11 Jahrhunderte und mehr".
Ein besonderes Kleinod ist die einschiffige romanische Hausteinkirche. Im Jahre 1068 wird Rheden unter den "öffentlichen Kirchenparochien" aufgeführt, hat also um diese Zeit schon ein Gotteshaus gehabt. An den gegen Ende des 12. Jahrhunderts errichteten Westturm sind Schiff und Chor anscheinend nur wenig später, im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts, angefügt worden. Erwähnenswert ist, dass im Rhedener Kirchturm seit langer Zeit schon immer drei Glocken geläutet haben. Im Jahre 1709 zersprang die große Glocke ein zweites Mal. Sie wurde im gleichen Jahre von dem Glockengießer Meyer aus Braunschweig" in einer guten Form mit einem wohlklingenden Ton zum Vergnügen der Gemeinde" umgegossen. Auf der Glocke sind Salbeiblätter abgebildet, ein altes Schutzzeichen gegen Feuergefahr. Als man die Glocke nach dem Umguss im Turm aufhängen wollte, musste das Schallloch um die neue Glockenform vergrößert werden. Ein Jahr später kam durch diese Glocke ein junger Mann ums Leben. Sie hat ihn "heruntergeworfen" und totgeschlagen.
Die romanischen Außenmauern der Kirche zeigen sorgfältig gefügtes Quaderwerk, überwiegend aus Muschelkalkstein. Das Format der Quader wechselt. Im oberen Teil der Außenwände finden sich vor allem auf der Westseite unregelmäßig über die Fläche verteilt folgende Reliefs: Eine Hand, ein Männerkopf, eine Schlange, zwei zusammengewachsene, fast vollrund ausgearbeitete Köpfe, ein weiterer Männerkopf, ein Löwe, ein Frauenkopf zusammen mit einer Teufelsschlange und ein bärtiger Männerkopf, zweifellos also eine Darstellung des Sündenfalles. Auf der Ostseite befindet sich ein Christuskopf mit Kreuznimbus, in dem die griechischen Buchstaben A und 0 eingeschrieben sind und auf der Südseite neben dem Schallloch ein kuckucksartiger Vogel. Die Deutung des ganzen Darstellungstypus steht bislang noch offen.
Wie aus den Urkunden hervorgeht, war die Familie von Rheden schon im 14. Jahrhundert in Rheden begütert. 1308 hatte der Knappe Heinrich von Rheden 2 Hufen Land in Heinum gegen Erbzins vom Michealiskloster Hildesheim. 1435 trägt Ludelve von Rheden von der Äbtissin von Gandersheim u. a. zwei Meierhöfe und 8 Hufen Landes bei Rheden zu Lehen und 1464 belehnt Graf Otto von Holstein und Schaumburg den Knappen Diederich von Rheden, des Hennig Sohn, mit dem Haus Rheden, wo dieser und seine Vettern wohnen.
Das jetzige Schloss Rheden wurde 1729 als modernes Herrenhaus oberhalb der Kirche errichtet. 1899 erfolgte ein Umbau. An seiner Stelle befand sich ehemals ein zweistöckiger massiver Putzbau mit Walmdach in der Art des heute noch stehenden Verwalterhauses des ehemaligen Wirtschaftshofes, das der Familie Graf zu Dohna gehört.
Das heutige Rheden besteht aus Rheden, Wallenstedt und Heinum. Die drei Dörfer liegen am Nordwestrand der Sieben Berge und sind umgeben von fruchtbaren Böden und artenreichen Laubwäldern. Die Sieben Berge gehören zu den niedersachsenweit bedeutsamsten Landschaftsschutzgebieten und wurden neuerdings als FFH-Gebiet (Flora-Fauna-Habitat) nach Brüssel gemeldet. Die ursprünglich bäuerliche Struktur von Rheden hat sich durch den Rückgang und den Strukturwandel der landwirtschaftlichen Betriebe entscheidend verändert. So gibt es in Rheden nur noch sechs landwirtschaftliche Betriebe, in Wallenstedt zwei und auch in Heinum zwei.
Das Rhedener Vereinsleben ist rege und vielseitig. Neue Wohngebiete und Gewerbeflächen wurden erschlossen, und im Rahmen des Dorferneuerungsprogramms des Landes Niedersachsen hat sich das Erscheinungsbild der öffentlichen Straßen, Wege und Plätze wie auch einiger Privathäuser durch finanzielle Mithilfe des Landes verbessert.
Rheden liegt in einer schönen Landschaft, in die sich zwei Sportplätze mit Sportheimen, ein Golfplatz und ein Segelflugplatz harmonisch einfügen. Der ehemalige Schlosspark der Familie von Rheden ist heute Mittelpunkt des Golfplatzes. Rheden bietet seinen Bürgerinnen und Bürgern einen hohen Wohn- und Freizeitwert und damit eine gute Lebensqualität.
Wallenstedt
Wallenstedt ist seit 1974 Ortsteil der Gemeinde Rheden. Es wird erstmalig im ersten Viertel des 11. Jahrhunderts als Wallenstide erwähnt. 1194 heißt es schon Wallenstede und 1206 Wallenstehde. Die Klöster St. Michael in Hildesheim, Haus Escherde und Amelungsborn waren in Wallenstedt begütert. Eine alte Glocke aus dem 14. Jahrhundert wird noch heute in Wallenstedt geläutet. Sie ist das älteste und noch erhaltene Inventar der alten Wallenstedter Kapelle. Ihre Form nennt man "Zuckerhut", die schmale Nachfolgerin der massigen "Bienenkorbglocke". Im ersten und zweiten Weltkrieg musste sie wegen ihres hohen Kunstwertes nicht abgeliefert werden. Ihren hellen d-Ton-Klang hörten die Wallenstedter mehrere hundert Jahre lang vom Turm der alten Kapelle. Nach deren Abbruch um 1870 wurde sie 1874 in dem kleinen Turm auf dem damals neuen Schulhaus aufgehängt. Als auf dem Wallenstedter Friedhof 1968 eine Friedhofskapelle errichtet wurde, wurde sie dort eingesetzt und dient seitdem kirchlichem Gebrauch und läutet zu Begräbnissen.
Im Jahre 1770 lebten in Wallenstedt in 40 Wohnhäusern 180 Personen. Neben acht Ackermannhöfen gab es 17 kleinere Kötnerhöfe. Auf den Ackermannhöfen wurde im jährlichen Wechsel Bier gebraut, und man schenkte es auf dem jeweiligen Hof in einem Schankraum aus. In 7 kleinen Häusern wohnten sogenannte "Häusler", von denen einige als Handwerker ihr Brot verdienten (Schneider, Schmiede, Aschenbrenner). Kühe und Schweine wurden auf einer gemeinsamen Weide und im Wald gehütet. Nur Ackermann Fischer hielt auch Schafe und beschäftigte einen Schäfer. Bis zur Bauernbefreiung (Mitte 19. Jahrhundert) mussten die Bauern jährlich Hofzins und Naturalien an ihren Grundherren liefern (Amt Winzenburg, Klöster und benachbarte Adelsfamilien).
Ab 1975 gab es in Wallenstedt ein Dorfgemeinschaftshaus, das aus der ehemaligen Wallenstedter Schule entstand. Inzwischen hat die Gemeinde Rheden dieses Dorfgemeinschaftshaus verkauft, es wird jetzt als Gaststätte genutzt. Die Wallenstedter Vereine nutzten es weiterhin.
Überörtlichen Charakter hat der Wallenstedter Segelflugplatz, der vom Gronauer Luftsportverein e. V. vorgehalten wird und der sogar eine Flugzeughalle oberhalb von Wallenstedt errichtete. Auch ein Antik-Café ist überregional bekannt und wird auch von Auswärtigen gern besucht.
Heinum
Im Jahre 1255 schließt das Michaeliskloster in Hildesheim einen Kaufvertrag ab. In diesem Kaufvertrag erscheint zum ersten Mal der Name des Dorfes. Er wird dann in Urkunden der Jahre 1308, 1321, 1323, 1333, 1350, 1358 und 1449 erwähnt. Die Urkunde von 1308 bezeugt, dass der Knappe Heinrich von Rheden 2 Hufen Landes (etwa 60 Morgen) in Heinum gegen Erbzins vom Michaeliskloster in Hildesheim erhalten hat. Das Dorf verdankt seinen Namen wahrscheinlich einem altsächsischen freien und edlen Herrn Heino. Der Name hängt mit Heinrich, abgekürzt "Hein", zusammen. Die Endsilbe -heim deutet auf altsächsiche Besiedlung hin. Aus der Siedlung des Heino entwickelte sich dann das Dorf. Daraus entstanden die Namensformen Heinheim, Heinhem, Heinem, Heinum.
Im Juni 1955 feierten die Heinumer ihre 700-Jahr-Feier. In einer Festschrift wurde Ernstes und Heiteres aus dem 700-jährigen Heinum zusammengetragen. In ihr wurde auch die lateinische Urkunde von 1255 veröffentlicht, in der Heinum zum ersten Mal erwähnt wird. Beschrieben werden auch die Heinumer Streiche mit "Hei licket all", "Dat Bornmäten" und "Gewitter ober Heinem". Im Jahre 2005 hat Heinum den 750. Geburtstag gefeiert.
Seit dem Mittelalter gab es in katholischen und protestantischen Gegenden den Brauch, dass Freunde oder Verwandte für unverheiratet gestorbene Personen eine Totenkrone herstellten oder anfertigen ließen. Diese wurde dem Leichnam auf den Kopf gesetzt, auf den Sarg gelegt oder im Trauerzug mitgetragen. In Heinum wurden diese Totenkronen auf Konsolen vor beschrifteten Holztafeln auf Dauer in der Kirche aufbewahrt. Mehrere Totentafeln und eine Totenkrone sind bis heute erhalten geblieben.
Heinum hatte früher eine Ziegelei, die 1792 gegründet sein soll und die bereits 1898 wieder stillgelegt wurde. Der Heinumer Ziegelstein soll der härteste, sauberste und schönste der ganzen Umgebung gewesen sein, wie Maurer aus späteren Jahren als Fachleute immer wieder bestätigten. So wurden z. B. Bahnhof und Schule in Brüggen aus Heinumer Steinen gebaut, und Graf Ernst von Steinberg hat den großen Schafstall an der Kreisstraße nach Wettensen ebenfalls aus Heinumer Steinen errichten lassen.
Seit 1974 ist Heinum ein Ortsteil von Rheden. Der Rat der Gemeinde hatte vor Jahren beschlossen, an der Westseite der Straße "Fillekuhle" ein Neubaugebiet auszuweisen; das Neubaugebiet ist inzwischen bebaut worden.
Dokumente
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Wappenbeschreibung Rheden (77 kB) |