Gemeinde Brüggen
Geschichte und Sehenswürdigkeiten
Brüggens Bedeutung war im Mittelalter weitaus größer als in der Jetztzeit, denn einer der größten Herrscher des Mittelalters, der Begründer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation König und Kaiser Otto I. erhob das 15000 Morgen große Krongut zu einem Königshof (Pfalz). Von Otto I. in Brüggen ausgefertigte Königsurkunden sind nur 4 bekannt. Die erste von 937, die dem Bischof Balderich von Utrecht das Münzrecht verleiht, bringt die früheste urkundliche Erwähnung Brüggens. Nach dem Reise-Itenerarium (Reisebuch mit Beschreibungen) soll König Otto I. weitere Male in Brüggen gewesen sein. Kaiser Otto III., der Enkel Otto I., schenkt 997 den Besitz mit Hemmendorf, Ledi und Banteln der Äbtissin Mathilde für das Kloster Essen. Bereits 50 Jahre später wird Brüggen als "Tafelgut" von Kaiser Heinrich III. an das Kloster Gandersheim weitergegeben. Der gesamte Reichsgutkomplex Brüggen umfasste im Wesentlichen die Ortschaften des nördlich von Brüggen sich erstreckenden Leinetals bis südlich von Elze sowie im Westen das Gebiet von Hemmendorf/Spiegelberg, also bis zum Nordabfall des Iths, und im Osten das Gebiet bis Eberholzen und Möllensen. Aus späteren Belehnungen, insbesondere nach dem sogenannten"Grünen Lehnbuch" des Reichsstifts Gandersheim werden außer Brüggen noch die folgenden Orte genannt: westlich der Leine Banteln mit dem Oberg, Eime, Lehde (wüst) bei Gronau, Esbeck, Deilmissen, Oldendorf, Hemmendorf, Spiegelberg und im Süden Dehnsen, Ellingessen (wüst), ostwärts der Leine Rheden, Wallenstedt, Heinum, Dötzum, Empne (wüst) bei Gronau, Eitzum, Barfelde, Betheln, Möllensen, Eberholzen, Sellenstedt und im Süden Wettensen. Brüggen wurde dann, wie Papst Innocens III. 1206 ausdrücklich betont, unmittelbar Rom unterstellt.
Als Nachfolger der königlichen Amtmänner oder Vögte treten in der Verwaltung Klösterlich Gandersheimische Lehnsleute auf, u. a. bis 1360 die "von Bock", die eine kleinere Burg auf dem Oberg bewohnten und an die noch der Bocksberg, dem Posthof gegenüberliegend, erinnert. Die Familien v. Homburg, v. Dötzum und v. Brüggen wurden schließlich durch die v. Steinberg abgelöst, die seit 1409 Brüggen zunächst teilweise als Afterlehen und seit 1492 ganz als Lehnsbesitz innehatten. Das Dorf selbst, dessen sehr frühzeitige Entstehung die auffallend winklige und unregelmäßige Lage von Straßen und Höfen verrät, verfügte über eine fruchtbare Gemarkung; das Sumpfgebiet der Leine war kultiviert, der Wald bis an die Berghänge hin gerodet. Das Bauerntum war im Besitz des schon früh dem Hildesheimer Bischof abgetrotzten Familienerbrechtes und war lange vor der Zehntenablösung boden- und selbständig. 1489 werden 20 Acker-, Meier- und Kothöfe genannt, um 1600 sogar 60. Ackerbau und Handwerk blühten, besonders auch Flachsanbau und Leineweberei. Es gab eine "Taverne" und einen "Weinberg". Aber seine Lage an der uralten Heerstraße bescherte dem Ort viel Leid.
Die Hildesheimer Stiftsfehden, die Kämpfe der Gegenreformation - 1542 nahm Brüggen die Lehre Luthers an - und der 30-jährige Krieg forderten reichen Zoll an Blut und Gut. Wenn auch nicht wie die Nachbardörfer Ahrenshusen und Robbensen völlig "wüst" geworden, hatte Brüggen um 1650 mit noch nicht einmal 200 Einwohnern den Verlust von fast 3/4 der Bevölkerung und 1/4 aller Höfe zu beklagen.
Eine zweifellos schon bei der Königspfalz sowie auch bei der Burg, dem "castrum in Bruchem", vorhandene Kapelle wurde 1515 zugleich mit der Burg ais Burg- oder Hofkirche neu erbaut. Dem Hl. Cyriakus gewidmet erhebt sich auf deren Fundament und auf noch heute benutzten Grabgewölben die 1704/06 erbaute Schlosskirche. An ihrer Einweihung nahmen der Herzog Anton Ulrich v. Braunschweig, dessen Tochter, die Äbtissin von Gandersheim und seine Enkelin Elisabeth Christine; die spätere Kaiserin teil. Die Kirche hat eine besonders klangschöne Orgel, diente zeitweise auch katholischen Gottesdiensten und steht im Privatbesitz des Schlossherrn Aschwin von Cramm.
Noch älter ist die eigentliche Dorfkirche "Hl. Jungfrau Maria zu den Sieben Bergen". Der Hauptheiligen des Bistums Hildesheim geweiht und vermutlich an einer ehemals altgermanischen Opferstätte errichtet, gewann sie im Mittelalter als Wallfahrtskirche eine gewisse Bedeutung. Erwähnt wird sie erstmalig 1220 anlässlich der Loslösungsverhandlungen von der Parochie Rheden, die erst 1505 zur Selbständigkeit als "parkerke" führten.
Der älteste Holzbau der Kirche stand an der Stelle des heutigen Altarraumes. Mehrfach erneuert, 1505 ganz neu in Stein errichtet, 1688 abermals erneuert und vergrößert durch das jetzige 1711 erbaute Kirchenschiff erhielt das Gotteshaus erst 1751 seinen Turm.
Im Mai 1693 wurde das Schloss eingeweiht, das als eines der schönsten Barockschlösser Niedersachsens gilt. Schon 1515 aber gab es eine Burg, später ein Herrenhaus am Standort des Schlosses. Bauherr des heutigen Schlosses war Friedrich von Steinberg, ein hoher Beamter am Hof Herzog Anton Ulrichs von Braunschweig-Wolfenbüttel. Architekt war Hermann Korb, doch die planerischen Grundzüge des Hauses stammen von Johann Balthasar Lauterbach.
Nach einer großartigen 1000-Jahr-Feier 1937 u. a. mit Tennisbaron Gottfried von Cramm beging Brüggen unter großer Anteilnahme der Bevölkerung im Jahre 1987 den 1050. Jahrestag seiner ersten Erwähnung. Darstellungen historischer Szenen, Ritterspiele im Schlosspark und ein umfangreiches Beiprogramm erinnerten an die geschichtsträchtige Vergangenheit des Ortes.
Infrastruktur, Vereine und Verbände
Heute hat sich Brüggen am Fuße der Sieben Berge in landschaftlich schöner Lage zu einem schmucken Ort entwickelt, auch dank der Maßnahmen der Dorferneuerung. Neue Baugebiete sind bzw. werden erschlossen. Es gibt noch das Lebensmittelgeschäft mit Postagentur, eine Gaststätte, das Leine-Café, eine Arztpraxis, einen Friseursalon, eine Biogasanlage, eine Kfz-Werkstatt, eine Großtischlerei, ein intaktes Vereinswesen mit dem TSV und seinen Sparten, den gemischten Chor, das DRK und die Arbeiterwohlfahrt, die eine Altenbegegnungsstätte in der ehemaligen Schule betreibt. Wer Freude an der Blasmusik hat, kann in dem weithin bekannten und beliebten Musikzug der Feuerwehr mitmusizieren. Es gibt den Sportplatz mit Sportheim, aber leider keinen eigenen Pastor mehr. Der Rhedener Pastor regelt alle kirchlichen Dinge wie Gottesdienst, Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen etc. für Brüggen mit. Die Brüggener Schulkinder besuchen die Rektor-Heimbruch-Grundschule in Banteln, die Hauptschule am Wildfang, die Georg-Sauerwein-Realschule oder die Kooperative Gesamtschule in Gronau (Leine) und die Gymnasien in Alfeld, Hildesheim oder Elze. Ein Kindergarten ist gebaut worden und wird von der Elterninitiative Brüggener Wichtel e.V. betrieben. Eine Heimatstube ist eingerichtet, die durch den Brüggener Heimatpfleger Werner Sührig geleitet wird und durch Ausstellungen über lokale Themen reges Interesse erzeugt. Der Verlust an Infrastruktur wurde somit ein wenig aufgefangen.
Ja, das Leben in Brüggen hat viele schöne Seiten. Dazu gehört auch die Möglichkeit zu Ausflügen zum Tafelturm und in die Sieben Berge, die als ein besonderes Kleinod für Flora und Fauna mit europäischer Bedeutung gelten.